IFA- und MZ-Modelle in der DDR Bearbeiten
MZ RT 125/3 von 1961, Bauzeit 1959 - 1962
IWL Pitty, Bj. 1955
IWL Wiesel SR56, Bj. 1956
Die
Produktionsstätten in den Stammwerken Zschopau und Chemnitz wurden nach dem Krieg demontiert und als Reparationsleistung zuerst nach Moskau, kurz darauf nach Minsk transportiert. Auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland SMAD nannte sich das in der Sowjetischen Besatzungszone befindliche Werk in Zschopau ab dem 1. Juli 1946 IFA DKW. IFA ist die Abkürzung für den am selbigen Tag neu gegründeten Industrieverband Fahrzeugbau. Das Werk produzierte als erstes Modell nach dem Krieg eine weiterentwickelte RT 125 von 1939, die IFA DKW RT 125.
Erste Versuchsmuster dieser Maschine wurden 1949 im wenige Kilometer von Zschopau entfernten Willischthal gefertigt. Nach dem Umzug nach Zschopau wurde das Motorrad von 1949 bis 1954 gebaut und hatte von Anfang an die damals moderne Teleskopfederung sowie eine Hinterradfederung. Die
Serienproduktion der später RT 125/0 genannten Maschine begann 1950. Im ersten Produktionsjahr verließen lediglich rund 1700 Maschinen die Werkshallen. Das Motorrad ging jedoch ohne ausreichende Erprobung in Serie und es zeigten sich bald offensichtliche Mängel.
Ab dem 1. Oktober 1951 durfte aufgrund einer ministeriellen Weisung der Firmenname DKW nicht mehr verwendet werden.
1954 erschien die weiterentwickelte IFA RT 125/1. Die beträchtlichen Änderungen waren äußerlich kaum sichtbar. Sie betrafen unter anderem die Rahmenverbindungen, die jetzt nicht mehr geschweißt, sondern gemufft und verlötet waren. Auch die Teleskopgabel, die Hinterradfederung, die Sättel, der Kippständer, die Radlager, die Antriebskette, die Kupplung, das Getriebe und die
Pleuellager wurden verbessert. Der Motor erhielt eine 15-prozentige
Leistungssteigerung, der Werkzeugkasten wanderte vom Tank an die linke Seite des Motorrades. Wichtigstes neues Element waren jedoch die bis dahin unbekannten Kettenschläuche. Sie schützten die Sekundärkette mit wenig Aufwand wie kein zweites System vorher und lösten das Problem der qualitativ schlechten und schwer erhältlichen Ketten. Entstanden war diese Erfindung aus der Notwendigkeit eines langlebigen Antriebssystems, da die damaligen Geradweg-Hinterradfederungen die Ketten stark beanspruchten. Nicht umsonst besaßen drei der ersten vier DDR-Maschinen IFA RT 125, AWO 425, EMW R 35 und IFA BK 350 einen Kardanantrieb. Der mittlerweile millionenfach bewährte Kettenschutz ist auch noch heute ein Qualitätsmerkmal der MZ-Motorräder und wurde auch von anderen Motorradproduzenten übernommen.
1956 erfolgte die Umbenennung des Werkes in VEB Motorradwerk Zschopau oder kurz MZ. Mit der neuen Bezeichnung des Werkes fiel auch die Abkürzung RT aus dem offiziellen Namen des Motorrades der Volksmund nannte das Motorrad weiterhin RT . Es hieß von da an schlicht 125/2 und war in vier Farben schwarz, maron kastanienbraun , hammerschlaggrün und -blau , mit Leichtmetallfelgen sowie Chromtanks erhältlich. Ab 1958 waren Vollnabenbremsen serienmäßig. Als letzte Weiterentwicklung des Motorrades erschien 1959 die MZ 125/3 mit 4-Gang-Getriebe. Das Motorrad war nun wahlweise mit einer Sitzbank anstelle der Einzelsättel erhältlich. Die Maschine ist leicht an der Lenkerverkleidung zu erkennen, aus der nur noch die Griffe herausschauen.
Die Preise für RT 125 bewegten sich zwischen 1680 und 1875 Mark. Die größere und stärkere AWO 425 kostete etwa 2500 Mark. Die Preise für ein Auto lagen bei 8500 IFA F8 und 12.000 Mark IFA F9 . 2 Somit war die RT 125 in der DDR das günstigste zulassungspflichtige Kraftfahrzeug.
Die 1964 und 1965 unverändert gebauten Exportmodelle trugen die Bezeichnung MZ 125/4.
Mit einem zusätzlichen Gebläse zur besseren Kühlung ausgestattet wurde der Motor der RT 125 auch in die ab 1955 gebauten Motorroller IWL Pitty, Wiesel und Berlin, beim letzteren mit auf 150 cm vergrößertem Hubraum, eingebaut. Auch viele andere Teile der RT wurden in den Rollern verbaut. Das nachfolgende Modell Troll erhielt den Motor der MZ ES 150.
Alle 125- und 150 cm -Motoren von MZ basierten bis 1985 auf dem Motor der RT 125. Erst mit der ETZ-Baureihe wurde ein gänzlich neuer Motor eingeführt. Das Verhältnis von Bohrung und Hub wurde aber auch hier beibehalten.
Modellübersicht Bearbeiten
Helga Steudel bei einem Rennen auf dem Schleizer Dreieck im Jahr 1963 auf einer RE 125
IFA DKW RT 125 IFA RT 125/1 MZ RT 125/2 MZ RT 125/3 MZ RT 125/4
Bauzeit 1949 1954 1954 1956 1956 1959 1959 1962 1964 1965
Stückzahl 30.199 33.148 55.424 143.035 4.904
Leistung 4,75 PS 5,5 PS 6 PS 6,5 PS 6,5 PS
Leergewicht 78 kg 85 kg 90 kg 109 kg 109 kg
Höchstgeschwindigkeit 75 km/h 80 km/h 80 km/h 85 km/h 85 km/h
Preis in Mark 1.680 1.765 1.830 1.875 --
RE 125 Bearbeiten
Das Rennmodell der RT, die IFA bzw. ab 1956 MZ RE 125 3 , fuhr in den 1950ern und frühen 1960ern erste Plätze bei internationalen Rennveranstaltungen ein. Unter anderem wurde Ernst Degner 1961 auf der MZ RE 125 Vizeweltmeister in der 125-cm -Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft nach erfolgreichem Verlauf der Straßenrennsaison für MZ bis zum Herbst 1961 machte ein Motorschaden beim vorletzten Weltmeisterschaftslauf die Hoffnung auf den Gewinn der Weltmeisterschaft in der 125er-Klasse zunichte . Weitere erfolgreiche Werksfahrer der Rennabteilung unter Leitung von Walter Kaaden waren Erhart Krumpholz, Horst Fügner, Siegfried Haase und Bernhard Petruschke.
Die MZ RE 125 hatte 1956 eine Leistung von 16 PS, wog vollverkleidet nur 80 Kilogramm und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von rund 155 km/h. Durch konsequente Weiterentwicklung hatte die RE 125 1963 schon 28 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 195 km/h.